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Wie Negativität als "Nachrichten" verkauft wird / Ist unsere Welt wirklich so schlecht wie die Medien uns das weismachen wollen?

Wann habt ihr euch das letzte Mal die "Nachrichten" angeschaut oder das letzte Mal die "Zeitung" gelesen? Wieviel der Informationen waren für euch relevant? Wieviele der Informationen haben bei euch ein negatives Gefühl hinterlassen? Haben die Infos euch weitergebracht? Konntet ihr anhand der Informationen was beeinflussen?

Ich mache eine strenge Mediendiet. Warum? Hier ein paar Beispiele:

Informationen oder Sensationsgeilheit?/Quote über Information!

Gebt doch einmal in eurer Suchmaschine "Nachrichten aktuell" ein, klickt auf die ersten drei Suchergebnisse und schaut euch nun die jeweils ersten (wichtigsten?) Meldungen an.

Hier mal meine ersten drei Meldungen im ersten Suchergebnis:

 

- Führerloses Auto tötet Rentner

- US Mörder Charles Manson schwer erkrankt

- Polizei schießt auf flüchtige Verdächtige

 

 

Was bringen uns diese "Informationen" nun? Was können wir gegen solche doch eher negativen Ereignisse  unternehmen? Welchen Mehrwert haben wir oder irgendjemand anderes von diesen "Informationen"?

Alle 3 Fragen kann man ganz leicht mit einem Wort beantworten: NICHTS!

 

 

- Dass ein Rentner bei einem tragischen Unfall stirbt ist traurig. Aber müssen wir über jeden tragischen Unfall "informiert" werden? Nein, müssen wir natürlich nicht! Lediglich die Tatsache, dass es ein etwas ungewöhnlicher Unfall war ist der Grund daraus eine Schlagzeile zu machen. Wir können uns nun etwas schlechter fühlen weil jemand verunglückt ist.

 

- Charles Manson ist also schwer krank... Einige müssen nun vielleicht erstmal herausfinden wer Charles Manson ist. Auch hier bekommt man wieder eine negative Dröhnung wenn man liest was er alles verbrochen hat und wievielen Menschen er Leid zugefügt hat. Der Mann ist nun 83 Jahre alt und schwer krank... eigentlich nichts ungewöhnliches in dem Alter. Ich denke viele die das hier lesen sind wesentlich jünger und auch schwer krank oder kennen jemanden der es ist. Aber da ihr keine prominenten Mörder seid lohnt es sich nicht darüber zu berichten.... Naja, meiner Meinung nach lohnt es sich gar nicht ständig über Tod und Verderben zu berichten....

 

- Oha, die böse Polizei hat wieder auf flüchtige Verdächtige geschossen... Immer diese Polizeigewalt... Oder, flüchtig = Flüchtling? Hat schon wieder so ein böser Flüchtling was angestellt?

Das waren sicherlich die Gedanken der meisten Menschen die sich diesen Artikel durchgelesen haben und mit Sicherheit auch das Motiv diesen Artikel zu schreiben. Was bringt uns diese "Information"? Wir wissen, dass die Polizei (überall auf der Welt) bewaffnet ist und diese Waffen gelegentlich auch mal einsetzen muss. Das wussten wir auch vorher...

 

Diese 3 "Schlagzeilen" habe ich mir nicht ausgesucht, sondern heute während ich diesen Beitrag schreibe als erste 3 "Schlagzeilen" bekommen. Diese "Informationen" bringen mir nichts außer einen negativen Eindruck von unserer Welt.

 

NEID!

Ein weiteres Motiv sich zu "informieren" ist Neid. Anscheinend sind wir gerne neidisch. Wie oft wird über die Gehälter von Spitzensportlern, Managern, Politikern etc. "berichtet"? Wie oft lesen wir als riesige Schlagzeile einer Zeitung, die ja keiner liest aber bestens verkauft wird, "So viel verdienen...." ? Und wurde so etwas jemals positiv dargestellt? NEIN! In uns wird einfach nur Neid geschürt!!! Es wird nicht dargestellt wie hart ein Spitzensportler regelmäßig trainieren muss und was er seinem Körper antut um dieses Gehalt zu bekommen! Es wird nicht dargestellt wieviele Jahre lernen, studieren und arbeiten nötig waren um solch ein Einkommen zu bekommen!

Es wird einfach nur dargestellt "Die sind reich, also sind die schlecht!" Man könnte ja schon fast meinen, dass uns sugeriert wird es sei schlecht beruflich erfolgreich zu sein... Warum zeigt man nicht einfach mal auf was diese Menschen leisten mussten BEVOR sie solch ein Einkommen erreicht haben??? Anstatt Neid zu schüren würde es vielleicht den ein oder anderen motivieren etwas für seinen beruflichen Erfolg zu tun anstatt für den eigenen Misserfolg Politiker, Ausländer etc. verantwortlich zu machen.

Ich denke dies würde aber die eigentliche Zielgruppe solcher Medien dezimieren, da viele sich durch die Medien Feindbilder und Gründe für ihr eigenes Versagen suchen.

 

Feindbilder!

Ja, Feindbilder sind allzeit beliebt in den Medien. Derzeit sind es wohl Erdogan, Trump und die "geliebten" Flüchtlinge. Auf die Flüchtlingspolitik will ich hier aber gar nicht eingehen, sondern nur wie unter anderem dieses Thema in den Medien dargestellt wird.

Ich gehe mal davon aus, dass uns diese Feindbilder ein Gefühl der Zugehörigkeit geben. Wir haben einen gemeinsamen Feind! Das gibt uns anscheinend ein gutes Gefühl. Das passiert ganz unbewusst und wir merken es gar nicht. Wie oft habt ihr euch schon dabei ertappt euch mit Freunden und Kollegen über ein solches Feindbild auszulassen? Es muss ja gar nicht mal ein politisches Feindbild sein. Nach dem Steuerskandal um Uli Hoeneß wurde er einige Zeit ein gängiges Feindbild. Ständig wurde sich darüber aufgeregt wieviele Steuern er hinterzogen hat und dieses Thema zog sich in den Medien schon fast ins Unendliche! Steuerhinterziehung ist ein Verbrechen, darüber lässt sich nicht streiten. Aber haben wir nichts besseres zu tun als uns mit einen von unzähligen Steuersündern immer und immer wieder zu befassen? Ist unsere Zeit nicht wertvoller?

Das Problem mit solchen Feindbildern ist, dass die Medien das Bild solcher Personen und Personengruppen extremst verzerren. Diesen Effekt nennt man Priming. Indem ständig und immer wieder negativ über etwas berichtet wird verbinden wir damit nur noch negatives. Das gleiche gilt natürlich mit positiven... und sogar mit Farben.

Ein kleines Beispiel:

- Welche Farbe haben die Wolken? -> Weiß

- Welche Farbe hat der Schnee? -> Weiß

- Welche Farbe hat die Wand?  -> Weiß

- Welche Farbe hat das Papier? -> Weiß

- Was trinkt die Kuh? -> ?????????????

 

War euer erster Gedanke auch Milch? Auch das ist der Priming-Effekt. Wenn wir also z.B. immer  und immer wieder in den Medien lesen und hören, dass Flüchtlinge hier und da wieder etwas angestellt haben verbinden wir mit ihnen NUR NOCH  Kriminalität, Vergewaltigung  und andere schlimme Dinge.  Ja, viele von denen die hier sind zeigen sich nicht von ihrer besten Seite. Ja, auch in mir brodelt der Hass wenn ich wieder von sexuellen Übergriffen höre und lese. Aber betrachten wir das ganze mal nun ganz nüchtern nachdem wir von diesem Priming-Effekt wissen. Sind wirklich alle so? Hätte es für die Medien Sinn gemacht über Positives zu diesem Thema zu berichten? Nein, denn so wurde ein perfektes Feindbild geschaffen mit dem wir kaum noch Mitleid haben. Und dann bekommen die auch noch unser Steuergeld! Ich kann nicht leugnen, dass ich auch meine Probleme mit der Flüchtlingspolitik habe... aber mal ehrlich, wieviel wissen wir wirklich darüber um uns darüber aufzuregen? Wieviel wissen wir wirklich um darüber zu diskutieren wie es besser geht? Haben wir alle einen Master in Politikwissenschaften und wissen was da WIRKLICH abgeht? Kennen wir die Umstände mit denen die Politiker zu kämpfen haben? Klar, vom heimischen Wohnzimmer aus ist die ganze Situation klar. Ähnlich klar wie ein Fußballfan, der noch nie wirklich Fußball gespielt hat weiß, was die Spitzensportler auf dem Rasen besser machen müssen.

Wir bekommen nur die Informationen die sich gut verkaufen lassen und daraus basteln wir unsere Realität. Nun können wir unser "WIR-Gefühl" stärken und mit anderen, die null Ahnung haben, "fachmännische" Gespräche führen... und wertvolle Zeit für wichtigeres verlieren...

 

 

Krebs, ein dauernder Medienrenner!

Auch Krebs ist in den Medien immer wieder present. Es fängt schon damit an indem uns immer wieder gesagt wird, was noch alles krebserregend ist. Ja, sogar Sex war vor einiger Zeit krebserregend! Besonders Oralverkehr ist ganz gefährlich! Die Tatsache, dass gewisse Humane Papillomviren für gewisse Krebsarten verantwortlich sein können mag ja stimmen. Aber über 80% der sexuel aktiven Menschen tragen diesen Virus in sich und weit weniger als 1% dieser Menschen ist an solchen Krebsarten erkrankt. Aber klar, Angst vor Sex lässt sich vielleicht sogar besser verkaufen als Angst vor Krebs... Ach, kombinieren wir das ganze einfach!!! Angst ist unser Hauptmotiv zu handeln und in diesem Fall unser Hauptmotiv uns zu "informieren". Dass Angst uns eher krank macht als Sex (der ja bekanntlich positiv auf  unser Wohlbefinden wirkt) ist den meisten hoffentlich klar.

Auch gewisse "Heilungsversprechen" sind immer mal wieder present. Noch relativ aktuell ist ja das Thema "Methadon". Gepaart mit "der bösen Pharmaindustrie", die verhindern will, dass Methadon offiziell in der Krebstherapie eingesetzt wird ist es ein absoluter Verkaufsschlager. Wie sehr Methadon die Krebstherapie beeinflusst kann und will ich nicht beurteilen, aber wenn ich mich durch Foren und Facebookgruppen lese erkenne ich nicht DIE Verbesserung, die in den Medien "verpsprochen" wird. Auch hier zieht wieder der Priming-Effekt. Man wird mit so viel positiven zu diesem Thema überflutet, dass man kaum noch etwas anderes sieht. In Verbindung mit der Angst vor dem Krebs und dem Wunsch nach Hoffnung hat man ein Thema geschaffen welches sich super verkaufen lässt.

Ich möchte auch das Methadon in keinster Weise schlecht reden. Wer sich damit wirklich besser fühlt soll es nehmen, aber mir und vielen anderen geht es auch ohne Methadon seit mehreren Jahren sehr gut.

Ein weiterer Punkt der mich bei Krebs in den Medien stört ist, dass man immer wieder hört und liest wer alles an Krebs gestorben ist anstatt mal eine Rankingshow zu produzieren in der die 20 außergewöhnlichsten "Survivor" vorgestellt werden und wie sie mit ihrer Krankheit umgegangen sind. Etwas ähnliches wie das Buch "Geheilt! Wie Menschen den Krebs besiegen." als hochwertig produzierte Rankingshow wäre doch mal ganz nett. Also RTL, macht euch an die Arbeit!!!

 

Je schlimmer desto besser!?

Ist euch auch schon aufgefallen, dass sich Grausamkeit extremst gut verkauft? Bestimmt erinnert ihr euch auch noch an die ein oder andere Grausamkeit, die Wochen oder gar Monate die Schlagzeilenlandschaft dominiert hat. Erinnert ihr euch noch an den "Kannibalen von Rothenburg" oder Joseph Fritzl, der über 24 Jahre lang seine Tochter im Keller eingesperrt hat und vergewaltigt hat? Auch vor nicht all zu langer Zeit wurde über ein anderes "Horror-Haus" berichtet in dem eine Frau auf unvorstellbare Art gefoltert wurde. Klingt wie richtig fiese Horrorfilme, oder? Das scheint aber die Realität zu sein und wir bekommen alle noch so grauenhaften Einzelheiten in den Medien serviert, teilweise detailierter als es die schlimmsten Horrorfilme schaffen. Warum schauen wir uns solche Grausamkeiten an? Warum ergötzen wir uns mit unserer Sensationsgeilheit an so etwas? Jetzt denken sicher alle "oh, aber ich doch nicht!"... Naja, irgendwoher muss sich das ganze ja finanzieren. Würde sich keiner solche "Nachrichten" anschauen oder durchlesen gäbe es sie nicht. Bei Focus-Online gibt es sogar unter "Nachrichten-> Panorama -> Aus aller Welt" eine art Best of der schlimmsten Sex-Bestien...Geht´s noch?!

Wenn wir ständig mit so etwas zugemüllt werden ist es doch kein Wunder, dass wir irgendwann glauben die Welt sei einfach nur schlecht. Die Medien veranstalten doch tagtäglich ein "Worst-Of" und wir fallen schon wieder dem Priming zum Opfer. So oft höre ich, dass die Welt so schlecht geworden ist... Ist sie nicht!!! Sie wird nur so dargestellt. All diese schlimmen Dinge gab es auch schon früher... lange vor Fernsehen und Internet. Es gab nur nicht die Möglichkeit so gezielt über alles schlechte auf der Welt zu berichten!!!

 

Angst!

Die gefährlichen Bakterien am Türgriff, neue Krebserreger und hier und da noch ein Terroranschlag.  Ja die Bakterien gab es auch schon vorher an Türgriffen und man glaube es nicht an der Wählscheibe der Telefone. Aber auf einmal wird uns erzählt wie gefährlich sie sind. Gefährlich sind sie wohl eher dann, wenn unser Körper sie nicht mehr kennt und damit nicht umgehen kann. Dann sind auf einmal Lebensmittel Krebserregend die sonst überall auf der Welt als gesund eingestuft werden. Darunter auch der gute alte Zimt, der auf natürliche Weise den Blutzucker reguliert. Ja, es wird auf die Pestizide geschoben, aber die finden sich je nach Anbau in jedem Lebensmittel.

Angst vor Terroranschlägen wird auch ganz gerne genommen. Klar sollten wir darüber informiert werden wenn so etwas nicht ganz so weit von uns entfernt passiert. Aber müssen diese Themen so extremst ausgeschlachtet und ausgeschmückt werden? Muss beschrieben werden wie Menschen blutüberströmt versucht haben zu fliehen? Müssen wir im kleinsten Detail erfahren was diese Menschen durchmachen mussten und wie genau sie gestorben sind? Und muss man über einen Terroranschlag wochenlang berichten bis das nächste schreckliche Ereignis diesen ablöst? Achtet mal darauf wie lange und ausführlich über einen Vorfall berichtet wird.

Man könnte schon fast meinen man könne nur noch mit Angst durchs Leben gehen. Ich persönlich kenne noch niemanden der einem Terroranschlag zum Opfer gefallen ist oder aufgrund von gefährlichen Türgriffbakterien gestorben ist.

 

Meine Mediendiät

Vielleicht teilt ihr ja meine Meinung zu den gängigen Medien und findet auch, dass das ganze mit "informieren" nicht mehr viel zu tun. Es sind Infos die eher dafür sorgen, dass wir nur noch sehen, dass die Welt einfach nur schlecht ist. Noch dazu verschwenden wir Zeit, die wir auch sinnvoller nutzen könnten. Einige von euch mussten sicher auch auf die harte Tour lernen, dass Zeit sehr kostbar ist. Sollen wir diese kostbare Zeit dafür nutzen die komplette Negativität der ganzen Welt aufzusaugen und uns anschließend schlecht zu fühlen? Das kann jeder für sich entscheiden. Komplett abwenden von den Medien will ich mich auch nicht, aber ich reduziere meinen Medienkonsum auf EIN Mal in der Woche. Und da mache ich es bewusst und filtere direkt die Infos die für mich relevant sind. Über die für mich relevanten Infos recherchiere ich dann auch noch ein wenig.

Wie haltet ihr es mit den Medien? Seid ihr immer auf dem neusten Stand oder distanziert ihr euch auch immer mehr davon?

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Kommentare: 1
  • #1

    Sebastian (Sonntag, 19 November 2017 15:41)

    Volle Zustimmung von mir. Ich selbst mache jetzt nicht unbedingt eine Mediendiät, konsumiere insgesamt aber trotzdem unterdurchschnittlich viele Medien und mache mir immer wieder bewusst, dass man alles mit einer guten Dosis Medienkompetenz verfolgen muss, dann lässt man sich auch keine Angst machen.

    Wovon ich mich aber ganz bewusst fern halte, sind Hirntumor-Foren bzw. auch ganz allgemein Krebs-Foren. Die dort vorherrschende Mischung aus Esoterik, Halbwissen und Horrorgeschichten ist auf Dauer einfach nicht gesund. Meine Freundin, die letztes Jahr genau wie du mit Mitte 20 an einem anaplastischen Astrozytom erkrankt ist, hat zum Glück auch keinen Drang, so etwas regelmäßig zu lesen. Dafür bekommt sie ständig irgendwelche "Tipps" von ihrer Verwandtschaft, die wieder irgendetwas in den Medien zum Thema Krebs aufgeschnappt haben und ungefiltert weitergeben, natürlich war auch hier Methadon so ein Beispiel. Ich muss dann immer dagegen halten, damit sie sich nicht von ihrer Verwandtschaft verrückt machen lässt.