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Die Zwei Frösche in der Sahne - Welcher Frosch bist du?

Heute geht es um eine kleine Geschichte, die ich schon öfters gehört bzw. gelesen habe. Ich werde die Geschichte jetzt nicht haargenau so wiedergeben wie ich sie gelesen habe und anschließend die Geschichte so interpretieren, wie sie für mich und meine (Hirntumor) Situation Sinn macht.

Es waren einmal zwei Frösche die neugierig über einen Bauernhof hüpften. Da sahen sie eine großen Topf mit Sahne. Neugierig wie sie waren wollten sie sehen was da drin ist. So tollpatschig wie die beiden nunmal auch waren fielen sie in den Topf mit Sahne.

Zu ihrem Unglück war der Topf viel zu groß und bis zum Rand war es sehr weit. Zu weit um aus der Sahne hinaus zu hüpfen.

Der Tod durch ertrinken war ihnen schon sicher... Beide versuchten sie noch gegen den sicheren Tod anzukämpfen und sie strampelten was das Zeug hielt. Einer von ihnen merkte sehr schnell, dass es zu nichts führte und gab auf. Er gab auf und versank in der Sahne. Wenig später war er tot.

Der andere jedoch sagte sich "NEIN!!! Ich werde hier nicht sterben!!! Nicht hier! Nicht jetzt! Und schon gar nicht nur weil ich aufgebe!!!

Er strampelte weiter und gab nicht auf. Er mühte sich nun schon Stunden lang ab um nicht unter zu gehen aber es schien nach wie vor aussichtslos. Dann bekam er einen Krampf und wollte schon aufgeben. Er war ganz kurz davor sich wie sein Kumpel einfach sinken zu lassen. Aber dann rief er sich wieder ins Bewusstsein, dass er auf keinen Fall sterben wollte nur weil er aufgab!!! Er strampelte weiter und weiter und es schien immernoch nichts zu helfen. Er schien das unvermeidliche nur hinaus zu zögern... Und dann auf einmal merkte es diesen harten Widerstand. Er hat nun schon seit Stunden so intensiv gestrampelt, dass aus der zähflüssigen Sahne harte Butter wurde. Sie war so hart geworden, dass er sich zumindest darauf stellen konnte und aus dem Topf hinaus hüpfen konnte. Die ganze Mühe hatte sich nun doch gelohnt und er war wieder in der Freiheit.

Genau so ein Frosch bin ich und der Topf mit Sahne ist mein Hirntumor. Natürlich wirkt die Situation anfangs erstmal aussichtslos und man liest einen miesen Verlauf nach dem anderen. Aber auch für mich war aufgeben keine Option! Viele mit der selben Diagnose geben genau wie Frosch Nr.1 direkt auf und kämpfen gar nicht erst um ihr Leben. Warum auch? Man kämpft und quält sich ohne Aussicht auf Erfolg?

Beim zweiten Frosch waren aber genau diese Mühen der ausschlaggebende Faktor weshalb er die ganze Misere überlebt hat. Alleine die Tatsache, dass er ununterbrochen gegen den sicheren Tod gekämpft hat hat dafür gesorgt, dass die Sahne zu Butter wurde.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses "Kämpfen" und Dinge zu tun die weit von der eigenen Komfortzone entfernt sind Prozesse in unserem Körper auslöst, die unsere Gesundung fördern. Wir geben unserem Körper die unmissverständliche Botschaft, dass wir leben wollen. Diese Botschaft verwandelt unsere "Sahne" in "Butter".

Bei den meisten Langzeitüberlebenden konnte ich auch genau diese Botschaft erkennen. Jeder hatte irgendetwas getan, was er/sie nicht getan hätte wenn es nicht darum ginge den Krebs zu bekämpfen. Sucht man eine Gemeinsamkeit zwischen all den Menschen die seit vielen Jahren dem Krebs die Stirn bieten wird man genau dieses Verlassen der Komfortzone finden.

Der Philosoph Osho hat in seinem "Buch der Heilung" von einem befreundeten Arzt geschrieben der besonders viel Geld von seinen Patienten verlangte. Trotz des hohen Honorars war der Arzt sehr gefragt und hatte wohl eine gute Erfolgsqoute. Auf die Frage hin warum er seine Patienten so "ausnehme" erwiderte der befreundete Arzt, dass es nötig sei damit die Behandlung Erfolg hat. Nur wenn die Leute bereit sind dieses Opfer für Ihre Gesundheit zu geben kann die Heilung stattfinden.

Da wären wir ja mal wieder beim Placebo Effekt. Es wurde ja schon in einigen Studien belegt, dass es bei der Wirkung eines Medikaments einen großen Unterschied macht wie teuer das Medikament ist. Ja alleine schon die Farbe scheint die Wirkung zu beeinflussen.

Mühen wir uns also kontinuierlich ab um weiter Leben zu dürfen und verlassen genau dafür unsere Konfortzone zahlen wir diesen höheren Preis. Etwas ähnliches wie der Placebo Effekt passiert.

 

Es wird während diesem langen Kampf auch immer wieder mal Rückschläge geben und wir bekommen vielleicht kurzfristig das Gefühl es mache alles keinen Sinn mehr, aber auf lange Sicht gesehen sollten wir weiter kämpfen.

Der Frosch bekam auch einen Krampf und es schien ihm unmöglich weiter zu strampeln. Aber er biss die Zähne zusammen und machte weiter.

Als ich mein erstes kleines Rezidiv bekam war ich auch erstmal geschockt und brauchte ein wenig Zeit mich wieder zu sammeln. Aber ich habe nicht aufgegeben sondern aus dieser Situation gelernt.

 

Auch dieser eine Frosch der nicht aufgegeben hat wird aus seiner damaligen Situation gelernt haben. Natürlich wird er hoffentlich gelernt haben, dass er beim nächsten Sahnetopf vorsichtiger sein sollte, aber viel wichtiger ist, dass ihm diese extreme Situation die ihm alles abverlangte gezeigt hat zu wieviel mehr er fähig ist. Er konnte erfahren, dass unsere Grenzen gar nicht mal so eng gestrickt sind wie uns immer glauben gemacht wird. Natürlich haben wir alle Grenzen, aber diese sind viel weiter entfernt als wir uns vorstellen können.

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