Die Psyche wird in Verbindung mit Krebs ganz unterschiedlich bewertet. Die einen meinen die Psyche hat keinerlei Einfluss, andere reden von Krebspersönlichkeiten und wieder andere meinen den Krebs alleine durch die Psyche/positives Denken besiegen zu können. Meine Meinung und persönliche Erfahrung liegt wohl irgendwo dazwischen. Auch wenn die Psyche alleine Krebs nicht besiegen kann denke ich, dass positives Denken eine Voraussetzung für einen guten Verlauf ist.
Den eigenen Körper motivieren
Unser Körper besteht aus jeder Menge Zellen. Jede Zelle erfüllt eine Aufgabe (außer natürlich Krebszellen) die der Erhaltung unseres Lebens und unserer Gesundheit dient. Ich stelle mir das wie eine gut organisierte Truppe Arbeiter und Soldaten vor. Unsere Emotionen haben einen großen Einfluss darauf, wie unsere Zellen arbeiten. Viele Krankheiten gelten auch als psychosomatisch (körperliche Beschwerden, die von der Psyche ausgelöst werden). Bluthochdruck, Migräne und eine höhere Infektanfälligkeit sind nur einige Beispiele die oft einen psychosomatischen Ursprung haben. Unser Körper reagiert also stark auf unsere Emotionen. Wenn wir also glauben alles sei Hoffnungslos und wir sterben sowieso bald fragen sich unsere Zellen, warum sie überhaupt etwas unternehmen sollten. Ein Beispiel: Stellt euch vor ihr habt ein eigenes Haus. Dieses Haus wird nächste Woche abgerissen. Würdet ihr nochmal neu renovieren? Ich denke nicht. Wir müssen unsere Zellen schon motivieren, damit sie den entarteten Zellen so gut es geht die Stirn bieten.
Ich habe schon oft von Menschen gelesen, die schwer krebskrank waren, aber undbedingt noch die Hochzeit ihrer Tochter erleben wollten. Das haben sie trotz der schlechten Prognose auch geschafft, aber kurz darauf sind sie verstorben. Die Hochzeit der Tochter ist nur eines von vielen Beipielen. Es zeigt mir, dass unser Psyche und unser Wille einen Einfluss auf unseren Verlauf haben. Sucht euch also einen Sinn im Leben, etwas das ihr erreichen wollt. Aber hört nicht auf euch immer wieder neue Ziele zu setzen. Ich setze mir immer wieder kleine Ziele und haben ein großes Ziel. Die kleinen Ziele sind zum Beispiel gewisse Fortschritte in Sport und Fotografie zu machen. Das große Ziel ist es sehr alt zu werden (natürlich in einem lebenswerten Zustand) und mich mit der Frau die ich liebe an viele glückliche Momente zu erinnern. Es ist mir also nicht möglich den Hirntumor gewinnen zu lassen. Dafür ist mir dieses Leben viel zu kostbar.
Placebo und Nocebo
Der Placebo-Effekt und sein böser Bruder der Nocebo-Effekt wurden schon längst von der Schulmedizin anerkannt. Die
Wirksamkeit neuer Medikamente wird oft mit diesem Effekt getestet. Personen mit den gleichen Beschwerden werden in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe bekommt das neue Medikament und die andere nur
ein Scheinmedikament, welches keinerlei Wirkung hat. Nur wenn die Gruppe mit dem echten Medikament deutlich besser abschneidet gilt die Wirksamkeit als erwiesen. Die Tatsache, dass es auch in den
Placebogruppen Patienten gibt, denen es nach Einnahme des Scheinmedikaments besser ging spricht für diesen nützlichen Effekt. Es versteht sich von selbst, dass es solche Studien bei einer ernsten
Erkrankung wie Krebs nicht gibt.
Genauso wichtig wie der Placebo-Effekt ist sein böser Bruder Nocebo. Liest man die Liste der Nebenwirkungen eines Medikaments steigt die Wahrscheinlichkeit diese auch zu bekommen. Das hängt natürlich von der Person und ihrer Einstellung ab. Lese ich die Nebenwirkungen und gehe davon aus diese zu bekommen bekomme ich sie wahrscheinlich auch. Erfahre ich von vielen anderen Menschen, dass sie keinerlei Nebenwirkungen hatten verpüre ich wahrscheinlich weniger Nebenwirkungen. In einer Studie konnte man dieses Phänomen (versehentlich) ganz gut beobachten. Ein Patient in einer Placebostudie litt unter Depressionen und wollte sich mit einer Überdosis seines Medikaments das Leben nehmen. Das ist ihm auch fast gelungen. Er hatte die typischen Symptome einer Überdosis und erst als man ihm klar machte, dass er nur Placebos bekam ließen die Symptome nach. Anscheinend wurde in den USA auch schon jemand mit einer Placebo-Giftspritze hingerichtet.
Besonders im Umgang mit Krebspatienten finde ich den Nocebo-Effekt sehr gefährlich und einige Ärzte sollten hier im Umgang mit Patienten geschult werden! Sagt man z.B einem Patienten mit Glioblastom er würde in wenigen Monaten versterben wäre das VERNICHTEND!!! Natürlich muss der Arzt realistisch bleiben und darf den Patienten nicht anlügen, ABER man kann sich auch anders ausdrücken. Eine für mich sinnvolle Alternative wäre: "Die Prognose bei Ihrem Tumor ist sehr schlecht. Viele Patienten versterben recht früh daran, ABER es gibt auch Menschen die schon seit mehreren Jahren relativ gut damit leben. Vielleicht gehören Sie ja auch bald dazu. Außerdem macht die Forschung weiterhin Fortschritte."
So wäre der Arzt ehrlich UND würde den Patienten nicht in ein Loch voller Hoffnungslosigkeit stürzen. Es gibt auch beim Glioblastom einige Langzeitüberlebende!
Visualisierung/Simonton Methode
Eines meiner ersten Bücher seit der Diagnose hat genau dieses Thema behandelt. Der Autor und Arzt O.Carl Simonton
hat sich genau diesen Placebo-Effekt zu Nutzen gemacht. Das Buch heist
"Wieder gesund werden".
In dem Buch geht es um eine Form der Meditation in der man sich gezielt vorstellt wie man seinen Krebs besiegt. Allein schon die Entspannung, die eine Meditation mit sich bringt ist überwältigend! Gerade diese Entspannung fehlt uns doch in unserer "zivilisierten" Welt. Ich bin davon überzeugt, dass unser Organismus diese Entspannung benötigt um gesund zu bleiben. Gerade in einer Zeit wo wir uns keine Ruhe gönnen, über jeden Mist grübeln und uns mit Dingen stressen die absolut unwichtig sind. Meditation ist für mich etwas das erheblich zu meinem Wohlbefinden beiträgt (egal ob Krebs oder nicht!).
Nun aber zurück zur Visualisierung! Darüber habe ich schon indirekt gelesen, bevor ich das Buch gelesen hatte. Ein junger Mann, sein Name war Patrik, schrieb mir über seine Geschichte. Zu diesem Zeitpunkt war es schon 7 Jahre her, dass er seine Diagnose (Glioblastom) bekam. Oft spricht man bei dieser Diagnose von weniger als einem Jahr Überlebenszeit. Er berichtete mir, dass er sich z.B beim Urinieren vorstellt, wie er seine Krebszellen ausscheidet. Ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke, aber kein schlechter. Etwa 4 Jahre später hatten wir noch einmal kurz Kontakt und es ging ihm weiterhin gut und er war mitlerweile Vater eines gesunden Sohnes. Soviel dazu, dass ein Glio ein sicheres Todesurteil ist... Jeder Verlauf ist anders und er ist auch kein Einzelfall!
Nun wieder zurück zur Visualisierung. Ich stelle mir bei so vielen Gelegenheiten vor wie ich den Tumor bekämpfe bzw. meinen Körper dabei unterstütze.
Es gibt da unzählige Möglichkeiten zu visualisieren. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es hilft seine Prognose zu verbessern. Klar, halte ich es für unwahrscheinlich den Krebs durch reines Visualisieren komplett zu heilen, aber eine Verbesserung der Prognose sehe ich da schon. Und auch wenn es am Krebs direkt nichts ändert sehe ich eine Verbesserung meiner Lebensqualität. Es entspannt mich und ich habe wenigstens das Gefühl selbst etwas zu beeinflussen.
"Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch etwas gutes hat"
Oft sehe ich Menschen, die sich nur darüber ärgern, was sie nicht haben... Aber für das was sie haben sind die meisten Menschen blind. Viele
beschweren sich hier, dass sie zu wenig Geld haben, ABER von dem was sie hier haben können andere Menschen noch nicht einmal träumen. Vielleicht hat mich da auch der einjährige Aufenthalt in
Bolivien und der dreiwöchige Aufenthalt in Nepal kurz nach dem großen Beben 2015 geprägt. Da habe ich viele Menschen gesehen, die unter Umständen leben die sich die meisten hier nicht einmal
vorstellen können. Auch nach dem großen Beben wure ich von Menschen zum Essen eingeladen, die vor wenigen Tagen ihr Haus verloren haben. Insgesamt kann ich sagen, dass ich Menschen gesehen habe,
die nichtmal den Bruchteil von dem haben wie wir und trotzdem wesentlich glücklicher und zufriedener waren. Davon können und sollten wir alle lernen.
Auch bringen so viele negative Ereignisse viele positive Seiten mit sich. Hier ein paar Beispiele von mir:
Jede Tür die sich schließt öffnet auch wieder neue Türen!
An meiner Diagnose kann ich bisher schon mehr positives als negatives finden. Das klingt für viele jetzt bestimmt komisch, aber das einzige negative
ist bisher der Gedanke, dass es irgendwann nicht mehr so gut läuft. Andererseits ist auch genau DAS das wirklich positive. Ich sehe das Leben nicht mehr als selbstverständlich und mir wurde sehr
bewusst, dass es mich nicht ewig geben wird. Ich kann noch stolze 100 Jahre alt werden oder direkt morgen versterben. Wenn man sich wirklich darüber bewusst wird, dass wirklich ALLES
(Dinge,Beziehungen, das Leben selbst) unbeständig (vergänglich) ist ist das unglaublich befreiend. Man beginnt wirklich zu LEBEN. Man lernt so viele Kleinigkeiten zu schätzen und regt sich nicht
mehr über unwichtige Kleinigkeiten auf. Manchmal genieße ich auch einfach nur etwas so banales wie ein wenig Wind oder Sonne auf meiner Haut. Oft habe ich einfach nur meine Frau im Arm und
bin unendlich dankbar diese Momente zu erleben. Diese Fähigkeit das Leben und all seine Kleinigkeiten zu schätzen ist ist ein großes Geschenk.
Ein weiterer positiver Punkt an meinem Tumor ist, dass ich nun wesentlich mehr auf mich und meine Gesundheit achte. Trotz dieser meist tödlich verlaufenden Erkrankung bin ich wesentlich fitter und aktiver als noch vor der Diagnose. Selbst während der Chemotherapie kann ich noch von mir behaupten mich gesundheitlich noch nie so gut gefühlt zu haben.
Email: DER_CHRIS87@aol.com
Oktober 2011
Im Alter von 24 Jahren bekam ich die Diagnose Anaplastisches Astrozytom WHO Grad 3 mit anschließender OP. Keine Komplikationen.
November 2011 - April 2012
Strahlentherapie (60Gy) ohne Chemo.
Außer Haarausfall an den bestrahlten Stellen keine Nebenwirkungen. Nach wenigen Monaten kamen die Haare wieder.
April 2012
Bei den MRT Bildern meinte der damals behandelnde Arzt eine neue Kontrastmittelaufnahme zu sehen und nach Besprechung im Tumorboard rät man mir zu erneuter OP und einer Chemo-Therapie.
Mai 2012
Zweitmeinung eingeholt! Nach einem PET meinte diese zu mir, dass es kein Rezidiv ist. Wahrscheinlich nur eine Folge der kürzlich erfolgten
Strahlentherapie.
Mai 2012 - April 2016
Alle 3 Monate erfolgte ein Kontrol-MRT. Bis April 2016 zeigten die Bilder einen stabilen Verlauf.
April 2016
Im längerfristigen Verlauf wurde ein leichtes Tumorwachstum entdeckt. Es wird zu einer Chemotherapie geraten, die ich abgelehnt habe.
August 2016
Das MRT zeigte wieder ein leichtes Wachstum und diesmal auch eine Schrankenstörung. Eine kombinierte Strahlen und Chemotherapie werden empfohlen.
September 2016
Zweitmeinung wird eingeholt und es wird zu einem FET-PET geraten. Das PET zeigt metabolisch aktives Tumorgewebe. Die dortige Ärztin würde an meiner Stelle erstmal abwarten.Die "Zweitmeinung" rät zu OP oder Biopsie.
Oktober 2016
Ich habe mich für die Biopsie entschieden, da mir das Risiko einer OP zu groß war. Die Biopsie verlief ohne Komplikationen und zeigte, dass es sich um das altbekannte Astrozytom Grad 3 handelt. Wenigstens kein Upgrade auf Grad 4! Außerdem zeigte sich das MRT vor der Biopsie fast unverändert.
Die "Zweitmeinung" rät schnellstmöglich zu einer Strahlen/Chemotherapie und empfiehlt noch eine OP.
November 2016
Einholung einer "Drittmeinung". Aufgrund der heiklen Lage des Tumors und meinem fabehaften Allgemeinzustandes sowie den MRT Bildern findet der Arzt es unverantwortlich in meinem Fall überhaupt zur OP zu raten. Erstmal ein neues MRT in 3 Monaten abwarten!
Januar 2017
Gleiche Klinik anderer Arzt. Das neue MRT zeigt eine etwas stärkere Kontrastmittelaufnahme nahezu unveränderter Größe des Tumors. Der Arzt rät zur Sicherheit zu
einer Chemotherapie mit Temozolomid (6 Zyklen). Ich stimme zu .
Januar 2017 - März 2017
Ich vertrage die Chemo absolut ohne Nebenwirkungen. Das neue MRT zeigt ein unverändertes Tumorvolumen und eine unveränderte Kontrastmittelaufnahme. Nur eine kleine
Zyste ist neu. Der Arzt ist zufirieden.
März 2017 - Juni 2017
Ich vertrage die Chemo weiterhin ohne Nebenwirkungen. Das MRT zeigt einen leichten Rückgang des Kontrastmittels. Das ist mehr als der Arzt erwartet hat. Da ich die
Chemo so gut vertrage und wohl anschlägt machte ich den Vorschlag mehr als 6 Zyklen zu machen. Wir einigen uns auf insgesamt 9 Monate.
Das nächste MRT ist im September 2017.
September 2017
Die 9 Monate Temodal habe ich sehr gut vertragen. Und das MRT danach war auch wieder sehr sehr gut. Die Kontrastmittelaufnahme ist nur noch minimal und auch der Tumor an sich ist "schlanker" geworden. "Geplant" war eigentlich nur der Stillstand des Tumors, bekommen habe ich einen Rückgang :-)
Januar 2018
Mein subjektives Gefühl hat mich nicht getäuscht! Mir geht es fabelhaft, die Auren sind deutlich weniger und somit war das MRT gut. Stabiler Befund! :-)
Juni 2018
Nach 6 Monaten ist dann doch die Kontrastmittelaufnahme etwas mehr geworden. Laut Arzt aber kein Grund zur Panik. Das nächste MRT ist schon in 2 Monaten und es könnte sein, dass es da schon wieder besser aussieht.
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