Sport

 

Damals und heute

Früher hätte wohl niemand gedacht, dass aus mir ein motivierter Sportler werden könnte. Bis zu meinem 18. Lebensjahr hatte ich nämlich nicht wirklich was mit Sport zu tun. Fressen, Saufen, Fernsehen und Playstation waren da eher meine Welt. Die Folge war ein 107kg schwerer Fettberg, der bei einem kurzen Sprint zum Zug kurz vor dem Herzinfakt stand. Also mein körperlicher, so wie auch mein geistiger Zustand waren katastrophal. Motivation und Willensstärke waren für mich Fremdwörter.

Mit 18 habe ich dann endlich einen Sport für mich gefunden. Kampfsport hatte mich schon immer interessiert und so bin ich dann  auch beim Kampfsport gelandet. Ich bin fast täglich nach der Arbeit mit dem Zug eine Stunde zum Training gefahren und natürlich auch eine Stunde wieder zurück. Dieser Sport hatte mir so viel Spaß gemacht und so stark motiviert, dass aus wabbeligen 107kg ganz schnell halbwegs trainierte 90kg wurden. Alkohol habe ich nun auch immer weniger getrunken. Seit einigen Jahren trinke ich nun auch gar keinen Alkohol mehr (3 mal im Jahr vielleicht ein Glas Wein zum Essen).

 

Schattenseiten

 Der viele Sport hatte auch seine Schattenseiten. Sport an sich ist eine super Sache und gehört meiner Meinung nach zu jedem gesunden Leben dazu. ABER ich habe bei 0%angefangen und direkt 110% gegeben. Ich habe fast täglich trainiert und zu wenig geschlafen. Meine Ernährung war damals auch noch alles andere als gut. Und gerade als Sportler sollte man darauf achten seinem Körper genug Nährstoffe zu geben und Lebensmittel die Entzündungsprozesse fördern meiden. Meine Ernährung und meine Regenerationszeiten wurden zwar immer besser, aber wirklich gut wurde das erst nach meiner Diagnose. Trotz Hirnkrebs, einer OP, einer Bestrahlung und einer Chemo fühle ich mich gesünder und fitter als vor der Diagnose. Kurz gesagt: Durch den richtigen Lebensstil geht es mir mit Krebs besser als damals ohne Krebs!

 

Durch den Sport psychisch stärker

 In einer Hinsicht hat mir der Sport auf jeden Fall seit meiner Diagnose geholfen und da breuche ich auch keine Studie für. Gerade im Kampfsport kommt man oft an seine körperlichen und psychischen Grenzen. Im Kampf kann man sich nicht einfach mittendrin ausruhen weil es anstrengend ist. Und genauso wird trainiert. Auch wenn ich eigentlich schon platt bin hole ich das Letzte aus mir raus um weiter zu kämpfen. Man entwickelt eine gewisse Disziplin und Willensstärke die mir bei der Diagnose sehr geholfen haben. Man gelangt in diesem Sport auch oft in Situationen in denen der Gegner einem stark zusetzt und gerade sehr überlegen scheint. Ähnlich ist es auch beim Krebs. Auch hier kann man entweder aufgeben und das fiese Schalentier gewinnen lassen ODER man kämpft sich wieder hoch und wird selbst zum Überlegenen. Durch diesen schönen Sport habe den Willen zu kämpfen für mich entdeckt!

 

Hier mal ein kleiner Einblick um welchen Sport es sich eigentlich handelt:

(Ich bin der in der mit den dunklen Haaren)

 

 

Wie hilft Sport bei Krebs?

Sport nach (oder wenn möglich schon während) einer Krebsbehandlung birgt viele Vorteile. So verbessert Sport sofern man es nicht übertreibt und genügend Regenerationsphasen hat die allgemeine Gesundheit. Der Sauerstofftransport durch das Blut wird besser und der Körper besser damit versorgt. Nobelpreisträger Dr. Otto Warburg meinte damals, dass eine verminderte Sauerstoffkonzentration in der Körperzelle eine der Hauptursachen für Krebs sei. Meines Wissens wurde das weder bewiesen, noch widerlegt. Also kann es uns wohl nicht schaden mehr Sauerstoff durch unseren Körper zu pumpen.

Ärzte gehen auch davon aus, dass Sport "nach" dem Krebs die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls verringert. Jedoch ist ein "Schutz" vor Rückfällen nocht nicht sicher belegt. Da es uns aber sowieso gut tut lohnt sich der Versuch mit Sport dem Rezidiv zu entgehen.

Durch Sport bekommt man auch wieder Vertrauen in den eigenen Körper und seine Leistungsfähigkeit.. Hier ein Beispiel: Mein Tumor lag nahe am Bewegungszentrum und daran wurde herumgeschnitten. In meinem Training sind Gleichgewicht und Koordination von Armen und Beinen sehr wichtig. Ich habe diesbezüglich keine Probleme und somit auch ein größeres Vertrauen in meine Gesundung. Krank ist man meiner Meinung nach nur, wenn man sich auch so fühlt. Man kann auf dem Sofa liegen und sich sagen, dass man krank ist oder aber man zeigt sich selbst, dass es einem gar nicht sooo schlecht geht. Sollte es nicht gegen den Krebs helfen, so verbessert es zumindest das Allgemeinbefinden.

Es gibt auch verschiedene Sportprogramme für Krebspatienten. Hier wird genau geschaut, welcher Sport von wem ausgeführt werden kann. Außerdem können sich auch andere Betroffene begegnen und austauschen. Das wäre also eine Alternative zur Selbsthilfegruppe. Aber auch "normale" Sportvereine eignen sich und auch hier kann man soziale Kontakte knüpfen.

Ein weiterer bedeutender Vorteil ist auch, dass die Nebenwirkungen der Therapie gemindert werden können. Dies wurde mir per Mail auch von der Uni-Klinik Heidelberg bestätigt. Die Bestätigung, dass es hilft war ich aber dann doch selbst. Während der Bestrahlungszeit war ich schon wieder im Training und der Haarausfall war die einzige Nebenwirkung die ich hatte. Ein anderer Mitbetroffener berichtete mir auch, dass er während der Chemozeit Halbmarathon gelaufen sei. Es scheint also was dran zu sein.

 

Ein kleines Dankeschön

Zum Schluss möchte ich mich noch bei den Teams bedanken, bei denen ich bisher trainieren durfte und auch weiterhin trainiere.

Da wäre zum einen der Combat Club Cologne (früher Cologne Freefighters) wo ich ganz am Anfang meine Liebe zum Kampfsport entdeckt habe. Wäre ich damals dort nicht so herzlich aufgenommen worden hättte ich sicher schnell das Handtuch geworfen und wäre bei meinen 107kg FETT geblieben.

Den Cage MMA Cologne wo ich öfters vorbeischauen kann und mich als Gast sehr Wilkommen fühle.

Das MMA Team Lindlar wo ich mich ebenfalls als Gast sehr Wilkommen fühle.

Rainer Prang und das Team Wolfpack Cologne wo ich viel gelernt habe und mein Training stark verbessern konnte.

Und natürlich das Fighting Gym in Waldbröl, wo ich hauptsächlich trainiere.

 

Ohne diesen Sport und die zahlreichen Schulen/Gyms würde es mir wahrscheinlich nicht ganz so gut gehen und es ist echt schön, dass man in diesem Sport in den meisten Schulen so gut empfangen wird und sich einfach wohl fühlt. Vielleicht verliert der Sport ja bald endlich mal sein Brutalo-Image.